Gayshorts zürich
Als der Jährige aus Nebraska in New York aus dem Zug stieg, da trug er wie immer keine Unterwäsche. Sein T-Shirt war wie immer eine Nummer zu klein. Seine Jeans die engste Jeans in Amerika. Dass er kurzsichtig war, das hatte nur die Army gestört, die ihm den Eintritt in den Kriegsdienst verweigert hatte.
Alle andern, all die Frauen und Männer, die Marlon Brando in den kommenden Jahren auf der Leinwand und im Leben beglücken sollte, störte das nicht. Marlon Brando, der Körper, der Mann. Ab galt er neben Marilyn Monroe als heissester Mensch in Hollywood. Die Gelegenheiten, da er Sex verweigerte, waren rar.
Cary Grant etwa war ihm zu alt. Und zwischen ihm und Brigitte Bardot funkte einfach nichts. Dabei hatte sich Bardots Mann, der sexsüchtige Regisseur Roger Vadim, schon so auf einen Dreier gefreut. Es sind Stars und Anekdoten wie diese, die This Brunners Herz für immer an das alte Hollywood ketten, schöne Jungs und verruchte Diven und Filme, die mit den Reizen ihrer Stars so wenig geizen wie Liz Taylor mit frivolen Sprüchen.
Einer davon ist im Neujahrsmail von This Brunner: «When I diet, I diet. And when I orgasm, I orgasm. I do not believe in mixing the two cultures. In seinem Wohnzimmer liegt noch eine Kaschmirdecke, die sie seinem Lumpi, einem Reh von einem Hund, geschenkt hat. This Brunner hat in Zürich die Arthouse Kinos erfunden, hat sie 35 Jahre lang programmiert, betreut bis heute an der Art Basel und an der Art Basel Miami Beach Filmprogramme und macht seit der Pensionierung selbst Filmkunst.
Also: Kunst aus Filmen. Oder genauer: Kunst aus seinen Lieblingserinnerungen aus seinen Lieblingsfilmen. Bewegte Collagen. Rückblenden in unverholener Pracht und Nostalgie. Die — neben der bodenlosen Tragik — auch zeigen: Die Sache mit der Lust kann durchaus lustig sein. Eine davon ist jetzt im Rahmen der Photo 15 zu sehen, ein Triptychon mit Marlon Brando in der Mitte und sehr körperbetonten Seitenflügeln — Jane Russell dirigiert da zum Beispiel eine Horde Gymnastik-Boys in schier unsichtbaren hautfarbenen Shorts.
Aber diese Filmcollage ist nur eine Facette von This Brunners Foto-Ausstellung in zwei Teilen: «A Blast from the Past: Hollywood's Secret Gay Affair» und «Private! A Small Collection», beide im Flux Laboratory neben dem Schiffbau. Im Erdgeschoss ist die Privatsammlung mit Bildern von Nan Goldin und Greg Gorman, von Tillmans und Jannette Montgomery-Baron, von Walter Pfeiffer, Andy Warhol und John Waters.
Es ist ein Fest in Technicolor, selbstverständlich körperbetont.
Gayshorts: kurze filme, große geschichten – einblicke in die vielfalt schwulen lebens, auch in zürich
Im Keller dann das frivole Hollywood. This Brunner hätte der Ausstellung auch bloss einen Titel geben können, «A Private Blast» zum Beispiel, ein privater Spass, denn wie es bei This Brunner immer ist, gehört alles erstens allen und zweitens zusammen, und drittens ist sowieso die ganze Welt ist ein einziges Kontinuum der schönen Körper.
Wo «Blast» den sündhaften Marlon Brando im artgerecht zerrissenen T-Shirt zeigt, da gibt es in «Private! Es handelte sich bei dem Model um einen Stricher, den Gorman von der Strasse weg engagierte.