Schwul netflix basel

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Foto von Louis Beche Flickr CC BY 2. Zürich kam mir in den ersten Monaten unglaublich cool vor. Zu cool für mich. Aber auch zu cool für die echt coolen Leute, die ich bis dahin kannte. Und das hat nach sechs Monaten Aufenthalt in San Francisco etwas zu bedeuten. Mein Mitstudent Flavio, ebenfalls schwul, sah aus und verhielt sich so, als ob er der beste Freund von Cara Delevigne sei.

Und ich kaufte es ihm ab. Flavio war zwar nett zu mir aber trotzdem fühlte sich unsere Beziehung wie Almosen an. Du darfst mit mir abhängen, reden, rauchen. Du darfst. Er war einer dieser Kerle, die selbst fürs Schwulsein zu cool waren.

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Nie hätte er sich in altbekannten Schwulenkneipen wie der Magnusbar, der Männerzone oder in sonst einem Fetischschuppen blicken lassen, weil ihm die zu trashig waren. Sein Sushi hätte er nie im Barfüsser im Niederdörfli gegessen, da ihm das zu Mainstream war.

Ich fand das immer irgendwie schade. Mein Selbstwertgefühl war zu dieser Zeit auf einem Rekordtief, da ich frisch geoutet war. Ausserdem hatte ich keine Ahnung von der Gay-Szene in Zürich. Die einzigen Berührungspunkte mit anderen Schwulen hatte ich dank Grindr und Gayromeo.

Einfach so, um überhaupt einmal dort gewesen zu sein, an Orten, die zu Prozent schwul sind. Inzwischen weiss ich, dass mir diese Bars auch nicht unbedingt zusagen. Heute weiss ich, dass genau diese Freak-Show von damals ein schönes Beispiel für etwas war, das in der vielseitigen LGBT -Community gross geschrieben wird: Leben und leben lassen.

Niemand hat sich wirklich für den Hundemann interessiert—ausser mir. Du siehst: Ich war anfangs sehr eingeschüchtert von der Stadt. Das war vor drei Jahren. Ich fühlte mich wie das Landei, das in die grosse, weite Welt zieht, dabei bin ich selber in einer grösseren Schweizer Stadt aufgewachsen—in Basel, um genau zu sein.

Das Hipstertum hatte modisch und gesellschaftlich gerade seinen Höhepunkt erreicht, was man in Zürich wohl mehr als sonst irgendwo in der Schweiz spürte. Alles war sehr alternativ und ach so unkonventionell. Man lehnte grundsätzlich alles ab, was Mainstream war, ohne zu merken, dass man dabei einen neuen Mainstream erschuf.

Hier zu erwähnen, man möge Britney Spears oder den Eurovision Songcontest erschien mir wie gesellschaftlicher Selbstmord. Also tat ich das nach ein paar Ausrutschern nicht mehr. Heute schallt das Gewinnerlied des Songcontests alljährlich von meinem Balkon, während ich mit gespitzten Lippen vor meinem Spiegel tanze oder versuche, den perfekten Conchita-Hand-Move zu machen.

Ja, das Selbstvertrauen eines Jährigen ist grösser als das eines frisch geouteten 21 Jahre alten Burschen, der einer patriarchalischen Familie entstammt. Foto von Andrea Flickr CC BY-SA 2.